Neurodermitis und Schuppenflechte – RESIST-Team erkundet Ort und Art der Aktivität von Immunzellen:
Viele Menschen leiden an Neurodermitis (atopische Dermatitis) oder Schuppenflechte (Psoriasis). Diese bislang nicht heilbaren chronisch-entzündlichen Erkrankungen können aufgrund des quälenden Juckreizes und der Stigmatisierung bei schweren Formen zu einem deutlichen Verlust der Lebensqualität führen.
RESIST-Forschende haben nun unter Einsatz modernster Technologien wie T-Zellrezeptor- und Einzelzell-RNA-Sequenzierungen anhand von Hautbiopsien und Blutproben von Patientinnen und Patienten eine Reihe neuer Erkenntnisse mit möglicher klinischer Relevanz erlangt. Diese haben sie in der Fachzeitschrift Allergy, das derzeit in der Sparte Allergologie führende Publikationsorgan, in zwei Artikeln veröffentlicht. Zu den Hauptautoren gehören Dr. Bowen Zhang aus der Arbeitsgruppe von Professorin Dr. Yang Li, Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin und TWINCORE, sowie Dr. Lennart Rösner und Dr. Stephan Traidl aus dem Team von Professor Dr. Thomas Werfel, MHH-Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie.
Bereits bekannt war, dass sowohl bei der Schuppenflechte als auch bei Neurodermitis T-Zellen des Immunsystems aus dem Blut in die Haut einwandern und dort die Entzündung vorantreiben. Die detaillierte Untersuchung von T-Zellen in Blut und Haut führte nun zu Hinweisen, dass diese bei Neurodermitis hauptsächlich in die Haut einwandern, während sie bei der Schuppenflechte sowohl in der Haut die Entzündung anfeuern als auch vom Blut aus in andere Gewebe gelangen. Weitere Befunde sprachen dafür, dass die von den T-Zellen produzierten Entzündungsfaktoren bei Neurodermitis in erster Linie auf Hautzellen wirken, wohingegen sie bei der Schuppenflechte darüber hinaus die zirkulierenden Immunzellen des Blutes aktivieren und so potentiell die Entzündung an anderen Orten des Körpers auslösen oder verstärken können. „Dies unterstreicht, dass bei Psoriasis mögliche Krankheitssymptome auch jenseits der Haut untersucht werden müssen. Gegebenenfalls müssen dann zum Beispiel auch die Gelenke oder das Herz-Kreislauf System behandelt werden“, sagt Dr. Stephan Traidl.
Das Team fand auch heraus, dass sich Makrophagen (Fresszellen), bei beiden Erkrankungen ebenfalls in der Haut zu finden, unterschiedlich entwickeln und sich bezüglich ihrer Entzündungsmediatoren unterschieden. „Dies ist im Hinblick auf Neurodermitis sehr interessant. Denn hier kann es zu Hautinfektionen mit Krankheitserregern wie Staphylokokken und Herpesviren kommen, die von den Makrophagen direkt bekämpft werden,“ sagt Dr. Lennart Rösner.
Neurodermitis und Schuppenflechte
Atopische Dermatitis verläuft schubweise und zeigt sich durch ausgeprägte juckende Ekzeme. In Deutschland sind mehr als zehn Prozent der Kinder im Vorschulalter betroffen, aber auch zirka zwei Prozent aller Erwachsenen. Die Krankheit beginnt mit einem Defekt der Hautbarriere im Zusammenspiel mit Veränderungen des Immunsystems. Die Auslöser für eine Verschlechterung sind vielfältig – Allergene, hautirritierende Stoffe, mechanische Reize, Infekte und psychischer Stress zählen dazu.
Psoriasis zeigt sich durch streckseitig betonte Haut-Plaques. In Deutschland sind zirka zwei bis vier Prozent aller Erwachsenen betroffen, überwiegend im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt.
Beide Erkrankungen werden je nach Schweregrad äußerlich und innerlich behandelt. In den vergangenen Jahren gab es hier eine Reihe von gut wirksamen Neuentwicklungen. In der MHH-Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie werden entsprechende Spezialstunden angeboten.
Das Foto zeigt Dr. Rösner (vorne) mit Prof. Li, Prof. Werfel und Dr. Traidl (von links) im Labor der Dermatologie. Copyright: Imke Arning