Dieses Projekt ist seit Ende März 2022 beendet.
Zytomegalie-Viren verbleiben dauerhaft im Körper und stimulieren fortlaufend das Immunsystem. Verschlimmert dies den Verlauf von Atherosklerose oder Diabetes?
Worum geht es in diesem Forschungsprojekt?
Das humane Zytomegalie-Virus (HCMV) ist ein extrem verbreitetes β-Herpesvirus, das weltweit die meisten Menschen dauerhaft infiziert und dabei eine starke zelluläre Immunantwort auslöst. Man weiß, dass die Reaktivierung einer HCMV-Infektion bei immunsupprimierten Patientinnen und Patienten schwere Krankheiten verursacht, die zahlreiche Organsysteme betreffen können. Doch über die Auswirkungen einer HCMV-Infektion auf die allgemeine Bevölkerung ist bisher nur wenig bekannt. Man hat mal vermutet, dass das Zytomegalie-Virus beim Beginn der Alterung des Immunsystems eine Rolle spielt. Doch das wurde weitgehend durch eingehende klinische und experimentelle Beweise widerlegt, zu denen andere und unser Labor beigetragen haben. Welche Auswirkung eine HCMV-Infektion und ihre starke Immunantwort des Wirtes haben, muss noch geklärt werden – und auch, ob dieses Phänomen klinisch relevant ist.
Wie ist der Stand der Dinge?
Man vermutet, dass die dauerhafte Stimulation des Immunsystems während der CMV-Latenz den Verlauf chronischer Entzündungskrankheiten wie Atherosklerose oder Diabetes beschleunigen oder verschlimmern kann. Doch leider basieren die Beweise dafür weitgehend auf rückblickenden Studien, die nicht feststellen konnten, ob eine HCMV-Infektion und Immunität eine Folge von Rahmenbedingungen (z.B. genetische Anfälligkeit des Wirtes für Infektionen) oder die Ursache von Immunantworten ist, die die chronischen klinischen Erkrankungen verschlimmern.
Wie kommen wir da hin?
Das Labor von Prof. Čičin-Šain steht seit zehn Jahren an der Spitze der Studien zum Thema Immunprägung durch CMV-Infektion. Wir haben mit Hilfe von Experimenten eine ursächliche Rolle der CMV-Infektion bei der lebenslangen Persistenz starker T-Zell-basierter Immunantworten gezeigt (Čičin-Šain et al. 2012). Zudem konnten wir die Rolle der Antigenexpression (Dekhtiarenko et al. 2013), der Verarbeitung (Dekhtiarenko et al. 2016) und der TCR-vermittelten Erkennung an MHC-Molekülen (Borkner et al. 2017) bei der Inflation von Gedächtnisreaktionen auf CMV-Antigene im latent infizierten Wirt identifizieren. Zudem haben wir gezeigt, dass die HCMV-Infektion die Fähigkeit des Wirtes, auf zahlreiche andere Virusinfektionen zu reagieren und diese zu kontrollieren, nicht beeinträchtigt (Marandu et al. 2015). Wir konnten auch nachweisen, dass die CMV-Infektion aufgrund einer viralen Persistenz in nicht-hämatopoetischen Zellen im Fettgewebe eine anhaltende Entzündung des Fettgewebes hervorruft (Contreras et al. 2019). Wir haben unsere technische Expertise nun auf die Erforschung primärer menschlicher Lymphozyten und die Identifizierung von HCMV-Genomen in menschlichen Zelluntergruppen erweitert. Die Verfügbarkeit der Kohorte älterer Erwachsener wird es uns ermöglichen, die Funktionalität von HCMV-spezifischen T-Zellen im Spätstadium zu identifizieren.