Wie umgeht das Hepatitis-D-Virus das Immunsystem?
Worum geht es in diesem Forschungsprojekt?
Die Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) ist die seltenste, aber schwerste Form der chronischen Virushepatitis. Sie fĂŒhrt bei etwa 70 % der Patientinnen und Patienten zu Leberzirrhose und Leberzellkarzinom. Es wird vermutet, dass die Entwicklung einer chronischen Infektion immunvermittelt ist, doch gibt es keine ausreichenden Daten, um dies zu belegen. Eine chronische HDV-Infektion entsteht entweder durch eine gleichzeitige Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) oder durch eine Superinfektion von bereits mit HBV infizierten Patientinnen und Patienten. Ziel dieses Projekts ist es, herauszufinden, wie HDV das Immunsystem umgeht und zu einer chronischen Infektion fĂŒhrt.
Wie ist der Stand der Dinge?
Angesichts der hohen Chronifizierungsrate und des damit verbundenen Risikos fĂŒr die Entwicklung einer Lebererkrankung im Endstadium und eines hepatozellulĂ€ren Karzinoms sind die PrĂ€vention der Infektion und/oder wirksame antivirale Behandlungsmöglichkeiten von entscheidender Bedeutung. Derzeit sind die einzigen verfĂŒgbaren antiviralen Behandlungsmöglichkeiten pegyliertes Interferon alpha mit einer Wirksamkeit von 25-33 % und Bulevirtid. Letzteres hat in Europa nur eine bedingte Zulassung, da Langzeitdaten ĂŒber seine Wirksamkeit noch fehlen. Das VerstĂ€ndnis der Mechanismen der ChronizitĂ€t und der Krankheitsentstehung ist von entscheidender Bedeutung fĂŒr die Entwicklung personalisierter Behandlungsmöglichkeiten, die fĂŒr chronische HDV-Infektionen bisher nicht verfĂŒgbar sind.
Wie kommen wir da hin?
Unsere Vorarbeiten zeigen, dass Immunzellen, insbesondere CD4+ T-Zellen, an der Viruskontrolle wĂ€hrend einer chronischen HDV-Infektion beteiligt sind. Daher möchten wir einen systemimmunologischen Ansatz verwenden, um die AnfĂ€lligkeit des Wirts fĂŒr HDV-Infektionen zu entschlĂŒsseln, wobei wir uns besonders auf CD4+ T-Zellen konzentrieren. In diesem Zusammenhang werden Untergruppen von Immunzellen in verschiedenen Patientenkohorten mittels Durchflusszytometrie, Einzelzelltranskriptomik, Epigenetik und Proteomik analysiert. Relevante Ergebnisse werden in vitro und in vivo validiert mit dem Ziel, einen immunologischen Biomarker oder einen Behandlungsansatz zu entwickeln.
