Gürtelrose, Influenza, SARS-CoV2 – Warum sind ältere Menschen oft schwerer betroffen oder gar anfälliger für bestimmte virale Infekte als jüngere? Wie effizient wehrt das alternde Immunsystem Krankheitserreger ab und welchen Einfluss haben Lifestyle, Ernährung und Mikrobiom darauf? Um diese Fragen beantworten zu können und weitere Zusammenhänge zwischen viralen Infektionserkrankungen und dem Alter aufklären zu können, hat ein RESIST-Team seit Ende 2019 die „Senior Individuals Kohorte“ etabliert. In diese sind – wie geplant – insgesamt 650 hauptsächlich ältere Bürgerinnen und Bürger aus Hannover aufgenommen worden und es konnten trotz Corona-Pandemie bereits die Hälfte der 250 geplanten Follow-Up Visiten durchgeführt werden.
Erste Einblicke bieten die umfangreichen Interviews, die mit den Teilnehmenden geführt wurden – zu allgemeinen Lebensumständen, Lifestyle und Ernährungsgewohnheiten sowie zu Krankheiten, Impfungen und Medikamenteneinnahmen. Beispielsweise gaben 17 Prozent der Probandinnen und Probanden an, bereits an Herpes Zoster (Gürtelrose) gelitten zu haben; 35 Prozent litten im Zeitraum eines Jahres vor der Rekrutierung an ein bis zwei, fünf Prozent sogar an drei oder mehr Infektionen der oberen Atemwege und mehr als 4O Prozent bejahten die Frage nach einer Allergie.
Darüber hinaus liegen die Ergebnisse der genetischen Analysen aller Teilnehmenden bereits vor und die Zusammensetzung der Immunzellen sowie des Mikrobioms werden zurzeit analysiert. „Aktuell untersuchen wir mit dem Fokus der Infektanfälligkeit gegenüber SARS-CoV2 eine Subgruppe von Proben (Serum, Plasma, Immunzellen) im Rahmen des COVID-19 Forschungsnetzwerks Niedersachsen (COFONI)“, sagt Dr. Lennart Rösner, Wissenschaftler in der MHH-Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, der die täglichen Laborprozesse der Kohorte betreut.
Zur Analyse der Biomaterialien konnten finanzielle Mittel aus unterschiedlichen Quellen genutzt werden, um erste Daten auszuwerten. Auf Basis dieser Auswertungen werden aktuell weitere finanzielle Mittel eingeworben, um vertieftere geplante Messungen mit den gesammelten Biomaterialien durchführen zu können.
Die RESIST-Kohorte stellt ein zentrales RESIST-Projekt dar, an dem sich verschiedene RESIST-Projekte beteiligen und verschiedene Arten von Daten beisteuern. Die Daten der gesunden Teilnehmenden der SI Kohorte können im nächsten Schritt mit relevanten Daten von Patientinnen und Patienten aus anderen in RESIST beteiligten Kohorten verglichen werden – mit dem Ziel, Krankheiten besser verstehen und behandeln zu können.