Ein Forschungsteam konnte die Vermehrung des Zytomegalovirus weiter aufklären:
Das humane Zytomegalovirus (HCMV) ist eine der Hauptursachen für Krankheit und Sterblichkeit bei immungeschwächten Transplantationspatientinnen und -patienten und die häufigste Ursache für Infektionen bei Neugeborenen weltweit. Bei einer HCMV-Infektion vermehrt das Virus sein DNA-Genom in spezialisierten Replikationskompartimenten im Kern der Wirtszelle. Diese membranlosen Organellen entstehen als runde Strukturen und nehmen mit der Zeit an Größe zu. Der genaue Mechanismus der Biogenese der Replikationskompartimente ist jedoch nach wie vor unbekannt.
Ein Team unter der Leitung von Professor Dr. Wolfram Brune (HPI) und RESIST-Professor Dr. Jens Bosse (MHH, CSSB, HPI), konnte nun zeigen, dass die HCMV-Proteine UL112-113 eine Phasentrennung durchlaufen, wodurch die Ausbildung der Replikationskompartimente im Zellkern unterstützt wird. Die so gebildeten phasengetrennten Prä-Replikationskompartimente sind notwendig, um die virale DNA-Polymerase für die Genomreplikation der Viren zu rekrutieren. Die Ergebnisse wurden im Journal „Cell Reports“ veröffentlicht. Das Wissenschaftlerteam, an dem auch RESIST-Forscher Prof. Grünewald beteiligt war, nutzte für seine Arbeit sogenannte Live-Cell Imaging- und Photo-Oligomerisierungs-Methoden.
Die Aufklärung dieser Replikationsabläufe trägt zum Erreichen des langfristigen Ziels bei, HCMV-Infektionen besser abwehren und therapieren zu können.
Der Text basiert auf einer Pressemitteilung von Dr. Franziska Ahnert-Michel, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Heinrich-Pette-Institut – Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI)
Die Abbildung zeigt das Geschehen im Zellkern: Dargestellt sind die HCMV-Proteine UL112-113 (grün), ein Prä-Replikationskompartiment (mittig), ein Replikationskompartiment (rot) und das Viren-Genom (blau). Copyright: Flomm, F. und Bosse, JB.