Eine Hepatitis-D-Virusinfektion verursacht die schwerste Form der chronischen, viralen Hepatitis-Erkrankung. Etwa zehn bis 20 Millionen Menschen weltweit sind betroffen. Die Krankheit ist aktuell nicht heilbar, am Ende bleibt als Therapieoption oft nur eine Lebertransplantation.

Doch ein internationales Team um Prof. Wedemeyer und Prof. Cornberg konnte nun in einer multizentrischen Phase- 3-Studie mit 150 Teilnehmenden nachweisen, dass der Wirkstoff Bulevirtide Hepatitis-D-Viren (HDV) daran hindert, in die Leber einzutreten. „Damit sind die Voraussetzungen fĂŒr eine Vollzulassung des Medikamentes erfĂŒllt und wir können endlich allen behandelnden Ärztinnen und Ärzten ein scharfes Schwert gegen Hepatitis D in die Hand geben“, freut sich Studienleiter Prof. Wedemeyer. Die Ergebnisse veröffentlichte die international angesehene medizinische Fachzeitschrift New England Journal of Medicine.

Aufgrund der positiven Ergebnisse einer frĂŒheren Studie hatte die EuropĂ€ische Arzneimittelbehörde EMA das Medikament bereits vorlĂ€ufig zugelassen. „Das ist Ă€ußerst ungewöhnlich, weil erst mit der klinischen Phase-3-Studie die Voraussetzungen fĂŒr eine Vollzulassung erfĂŒllt sind. Das zeigt, wie dringend ein wirksames Medikament fĂŒr diese schwere Lebererkrankung benötigt wird“, betont Prof. Wedemeyer. In der aktuellen Studie wurde das Arzneimittel an einer grĂ¶ĂŸeren Zahl Patientinnen und Patienten geprĂŒft, um zu sehen, ob sich Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bestĂ€tigen lassen, und es wurden mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten untersucht.

Bulevirtide wurde am UniversitĂ€tsklinikum Heidelberg und am Deutschen Zentrum fĂŒr Infektionsforschung (DZIF) entwickelt. Es blockiert den Andockpunkt fĂŒr die HĂŒllen der Viren an der Leberzelle, so dass die Viren nicht mehr in die Zelle gelangen können. Auch bereits infizierte Patientinnen und Patienten profitieren davon: Das Medikament schĂŒtzt neu gebildete Leberzellen vor einer HDV-Infektion, wĂ€hrend gleichzeitig bereits befallene Zellen vom Immunsystem vernichtet werden. Dem Virus fehlt somit seine Existenzgrundlage, denn fĂŒr sein Fortbestehen im Körper muss es immer neue Leberzellen infizieren. „Bulevirtide ist ein echter Gamechanger. Wir rechnen nun damit, dass zeitnah auch eine Vollzulassung durch die europĂ€ische Arzneimittelbehörde erfolgt“, sagt Prof. Wedemeyer.“

Der Text basiert auf der Pressemitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover, geschrieben von Kirsten Pötzke.