Herpesviren bleiben meist dauerhaft im Körper: Sie nisten sich in den Zellen ein und ihnen gelingt es auch, bei der Zellteilung von der Mutter- auf die Tochterzellen übertragen zu werden. Im Falle des Kaposi-Sarkom-Herpesvirus (KSHV) ist für den Prozess der Weitergabe an die Tochterzellen ein bestimmtes Virus-Protein namens LANA unentbehrlich. Es verbindet die DNA des Virus mit den Chromosomen der Wirtszelle, die dann geteilt werden und in die Tochterzellen gelangen.
Einem Wissenschaftsteam, an dem viele RESIST-Forschende beteiligt sind, ist es nun gelungen, Stoffe weiterzuentwickeln, die LANA daran hindern, an die Virus-DNA zu binden. „Diese Hemmstoffe könnten nun verfeinert werden und dann das Überdauern dieser Herpesviren im Körper des Menschen stoppen“, sagt Aylin Berwanger aus der Arbeitsgruppe des RESIST-Forschers Dr. Empting, Helmholtz-Institut Für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) und Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Sie ist die Erstautorin der Veröffentlichung, die zu diesem Ergebnis im renommierten Journal of Medicinal Chemistry veröffentlicht wurde. „Die Arbeiten bauten auf LANA-Hemmstoffen auf, die wir zuvor entwickelt hatten“, erläutert Dr. Saskia Stein aus dem Team des RESIST-Forschers Prof. Schulz vom Institut für Virologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Die Wissenschaftlerinnen sind gemeinsam mit weiteren Forschenden zu diesen Ergebnissen gekommen, unter anderem mit RESIST-Forscherin Prof. Hirsch vom HIPS.
KSHV verursacht das Kaposi-Sarkom, eine seltene Krebserkrankung der Haut, Schleimhaut und inneren Organe und ist außerdem verantwortlich für zwei seltene Lymphome. Die Erkrankungen bilden sich meist erst unter Immunschwäche aus, wie bei AIDS oder bei einer immunsuppressiven Therapie, kommen aber auch im Alter sowie nach einer Transplantation vor. Der Krankheitsverlauf kann sehr unterschiedlich sein, es kann bei Gewebeveränderungen bleiben, aber auch zum Tod kommen.
Das Foto zeigt Aylin Berwanger und Dr. Saskia Stein. Sie stellten Ihre Arbeit beim DZIF-Jahrestreffen im Schloss Herrenhausen Ende September 2023 vor.
Die Originalarbeit “Disrupting Kaposi’s Sarcoma-Associated Herpesvirus (KSHV) Latent Replication with a Small Molecule Inhibitor” finden Sie hier.