Festlicher Rahmen bei der Zeugnisübergabe für Studierende der Biomedizinischen Datenwissenschaft:
Aus dem Masterstudiengang Biomedizinische Datenwissenschaft, der im Rahmen von RESIST entstanden ist, gingen nun zum zweiten Mal Absolventinnen und Absolventen hervor: 18 Studierende der ersten beiden Jahrgänge haben ihr Studium im Jahr 2024 erfolgreich beendet. 14 von ihnen feierten dies am 6. Februar gemeinsam mit Absolventinnen und Absolventen der beiden anderen biowissenschaftlichen MHH-Masterstudiengänge Biochemie und Biomedizin: Sie alle erhielten in einem festlichen musikalischen Rahmen ihre Zeugnisse im sehr gut besuchten Hörsaal F.
Prof. Marschollek, Sprecher des Masterstudiengangs Biomedizinische Datenwissenschaft, eröffnete die Feier und MHH-Studiendekan Prof. Just schloss sich mit einem Grußwort an. Den wissenschaftlichen Festvortrag mit dem Titel „System-Strukturbiologie von Infektionserregern mit Hilfe von KI“ hielt Prof. Bosse, Forscher im Centre for Structural Systems Biology (CSSB), Hamburg & MHH, und RESIST-Mitglied.
Die Zeugnisse überreichten die Sprecher der Masterstudiengänge – wobei Prof. Marschollek dabei von Prof. Depledge unterstützt wurde, der seit dem Sommer 2024 als Nachfolger von Prof. Schulz auch für das Programm des Masterstudiengangs verantwortlich ist. Darüber hinaus erhielt PD Dr. Stephan Traidl von der Gesellschaft der Freunde der Medizinischen Hochschule Hannover e. V. den Studienpreis „Bester Abschluss“ des Masterstudiengangs Biomedizinische Datenwissenschaft. Und Jana Tauschke konnte die Auszeichnung „Beste Masterarbeit“ des Studiengangs Biomedizinische Datenwissenschaft von der Junior-GBM, Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e. V. entgegennehmen.
Der Preis für besonders engagierte Lehrende in diesem Studiengang wurde in diesem Jahr an drei Module verliehen: „Statistical Machine Learning – KI und Datenanalyse“ vom Team um Dr. Dominik Wolff, „Einführung in die Datenanalyse“ von Prof. Dr. Helena Zacharias und PD Dr. Loukia Spineli sowie „Digitale Bildanalyse“ von Dr. Klaus Hendrik Wolf und Dr. Ute von Jan.
Bei einem anschließenden Sektempfang vor dem Hörsaal konnten alle Absolventinnen und Absolventen diese Feierstunde im Kreise aller Anwesenden fröhlich ausklingen lassen.
Preise für PD Dr. Stephan Traidl und Jana Tauschke
Rechnen, damit Transplantate länger funktionieren: „Ich habe mich während meines Bachelor Biochemie-Studiengangs besonders für Datenanalyse interessiert und mich deshalb für den Master-Studiengang entschieden“, sagt Jana Tauschke. Die 26-Jährige hat in ihrer Masterarbeit Genexpressionsdaten aus Biopsien transplantierter Nieren analysiert. So konnte sie zeigen, dass die Abstoßungsreaktionen auf molekularer Ebene deutlich heterogener sind als auf histologischer Ebene. „Die Betrachtung weiterer Subgruppen von Abstoßungsreaktionen könnte eine individualisiertere Therapie ermöglichen und so möglicherweise die Langzeit-Funktion von Transplantaten verbessern“, erläutert Jana Tauschke. Nun promoviert sie nun am Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik in der Arbeitsgruppe „Klinische Datenwissenschaften“. Jana Tauschke hat auf der e:Med Konferenz im November 2024 in Hamburg einen Posterpreis für die Darstellung ihrer Masterarbeit bekommen.
Der Studiengang hat ihr sehr gut gefallen, besonders die Interdisziplinarität. „Es treffen Studierende zusammen, die entweder einen biowissenschaftlichen oder einen medizinischen Hintergrund haben. Das ist sehr bereichernd – nicht nur inhaltlich, sondern auch als „Soft Skill“ für den späteren Arbeitsalltag“, sagt sie. Sie mochte auch die vielen spannenden Themen, von Statistik über Datenmanagement bis hin zu Machine Learning, und, dass das Curriculum für die Biowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler noch ergänzt wird durch Module im Bereich Humangenetik, Immunologie und Bildgebung. „Dieser Mix macht das Studium sehr spannend“, sagt Jana Tauschke. Gewünscht hätte sie sich noch mehr praktische Übungen und eventuell auch weitere Praktika. Nach ihren Erfahrungen im ersten Jahrgang des Studiengangs wäre es zudem gut, das Vorwissen der Studierenden noch besser einzuschätzen, Online- und Präsenzmaterial besser abzustimmen und Redundanz zwischen den Modulen zu vermeiden.
Welche Faktoren verursachen Anfälligkeit für Infektionen? Der Mediziner PD Dr. Stephan Traidl aus der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie der MHH hat bereits mit dem Master-Studiengang begonnen, als er noch im von der DFG-geförderten Clinician Scientist Programm PRACTIS tätig war. In seiner Masterarbeit untersuchte er Hautproben von Patientinnen und Patienten mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis), die schwere Herpesinfektionen (Eczema herpeticatum, EH) hatten. Ihn interessierten insbesondere die Daten des Transkriptoms. Sein Ziel war es, Faktoren zu finden, aufgrund derer die Menschen besonders anfällig sind für eine Herpesinfektion. „Wir haben signifikante Unterschiede in der Genexpression festgestellt, die auf eine erhöhte Virusanfälligkeit in der Haut von EH-Betroffenen hinweisen. Dupilumab, ein IL-4R Antikörper, der zur Behandlung der atopischen Dermatitis eingesetzt wird, konnte die antivirale Abwehr nur teilweise normalisieren“, erläutert der 31-Jährige.
„Im Masterstudium haben mir insbesondere die thematischen Schwerpunkte gut gefallen, die von den Grundlagen wie Datenanalyse bis zur Omics und Künstlichen Intelligenz (KI) gingen“, sagt er. Die Dozierenden hätten sich wirklich viel Mühe gegeben, diesen noch jungen Studiengang bestmöglich zu gestalten. „Auch der Austausch mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen war immer sehr gut und hat nicht nur das Studium an sich bereichert, sondern auch die Forschungsprojekte“ ergänzt er. Er empfiehlt, den Bereich der KI weiter auszubauen und auch deren Anwendung über die Grenzen der MHH hinaus zu thematisieren, zum Beispiel in der biomedizinischen Industrie.
Auf dem Foto sind die Absolventinnen und Absolventen im Hörsaal F zu sehen mit Jana Tauschke und PD Dr. Stephan Traidl vorne in der Mitte sowie Prof. Marschollek und Prof. Depledge (oben).