Im internen Beirat von RESIST vertritt neben Gabriele Gründl nun auch Egbert Trowe die Patientinnen und Patienten:
Herr Trowe, Sie haben 2002 aufgrund einer Virushepatitis eine Leber transplantiert bekommen. Seitdem ist Organspende Ihr Thema und Sie sind in zahlreichen Gremien sehr aktiv. Woran sollte diesbezüglich Ihrer Meinung nach vorrangig geforscht werden?
Es sollte daran gearbeitet wird, dass Reinfektionen vermieden werden und, dass Immunsuppressiva verträglicher werden und somit weniger Nebenwirkungen auftreten. Vor allem aber wünsche ich mir, dass die Heilung der Krankheiten vorankommt. Dann wären Organtransplantationen nicht mehr notwendig.
Sie engagieren Sie sich neben der Betreuung der Patientinnen und Patienten, die auf ein Organ warten, vor allem für das Thema Organspende. Was ist Ihnen da besonders wichtig?
Mit einem „Ja“ zur Organspende kann man Menschen helfen. Ich verstehe aber auch sehr gut, wenn man sich dagegen ausspricht. Mir ist wichtig, dass man sich mit dem Thema beschäftigt, sich für oder gegen die Organspende entscheidet und dies in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung festhält. Damit kann man vermeiden, dass dies die Angehörigen im Falle des Falles bestimmen müssen.
In Deutschland werden Organe und Gewebe nur entnommen, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten einer Organspende zugestimmt hat. Was halten Sie davon?
Ich bin eindeutig für die Widerspruchslösung, bei der – wenn die verstorbene Person einer Organspende zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen hat – Organe zur Transplantation entnommen werden können. Dabei sollte die Möglichkeit weiterhin bestehen, dass Angehörige dann immer noch die Möglichkeit haben, die Organentnahme abzulehnen, wenn sie damit nicht zurechtkommen – so ist es beispielsweise in Spanien geregelt.
Die Widerspruchslösung ist allerdings nur ein Baustein im gesamten Thema Organspende. Ein weiterer wichtigerer Baustein ist, dass es mehr Verbindlichkeit für die Abläufe der Organentnahme in den Kliniken geben muss.
Was sollte sich diesbezüglich aus Ihrer Sicht vor allem ändern?
Die Organentnahme findet immer auf einer Intensivstation statt und dort kommt es im klinischen Alltag häufig dazu, dass es kaum Zeit für Gespräche mit den Angehörigen gibt – weswegen diese die Organentnahme oft ablehnen. Ich denke, dass dem Thema dort mehr Raum gegeben werden muss, wozu auch gehört, dass sowohl die Angehörigen als auch das ärztliche sowie das pflegende Personal psychologisch betreut werden müssten. Da liegt etwas im Argen.
Wie hat sich Ihre Arbeit durch die Coronapandemie verändert?
Wir haben weder direkten Kontakt zwischen uns Mitgliedern noch zu den Patientinnen und Patienten. Und die Arzt-Patienten-Seminare finden nur online statt. Das hat die Zahl der Teilnehmenden erhöht, aber die persönliche Kommunikation hat gelitten. Besonders schade ist, dass unsere Aufklärungsarbeit in den Schulen ruht. Das Thema Organspende ist leider noch nicht in den Unterricht eingebunden. Dabei wäre dies so wichtig, weil die gesellschaftliche Akzeptanz für dieses Thema noch weitestgehend fehlt.
Lieber Herr Trowe, vielen Dank für das Gespräch.
Egbert Trowe ist sehr aktiv. Er ist ehrenamtlich …
• Vorstandsmitglied des Vereins Lebertransplantierte Deutschland e.V.
• Stiftungsratsmitglied der Deutschen Stiftung Organtransplantation
• Kuratoriums- und Stiftungsratsmitglied der Deutschen Leberstiftung
• Themenbezogener Patientenvertreter im Gemeinsamen Bundesausschuss
• Im Patientenbeirat des MHH-Transplantationszentrums
• Mitglied im Zulassungsausschuss Hannover bei der KV Niedersachsen
• Mitglied im Netzwerk Organspende Niedersachsen
Das Foto zeigt Egbert Trowe