Die Corona-Pandemie stellte auch eine der ersten in RESIST entstandenen Doktorarbeiten auf den Kopf

Eine der ersten in einem RESIST-Projekt entstandenen Doktorarbeiten ist die von Matthias Bruhn, Ende Januar 2023 verteidigte er sein Werk. Der Verlauf war turbulent. Denn zu Beginn hatte er Hepatitis B-Viren (HBV) ins Augenmerk genommen. Doch das änderte sich.

Warum entstehen bei circa fünf Prozent der HBV-Geimpften keine schützenden Antikörper? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, begann Matthias Bruhn seine Doktorarbeit Ende 2018. Zusammen mit Dr. Annett Ziegler forscht er im TWINCORE im Team des Immunantworten-Projekts B9 – betreut von Professor Kalinke und Professor Cornberg.

Ihnen war bereits bekannt, dass bei dem Nicht-Ansprechen auf die Impfung verschiedene genetische Komponenten des Immunsystems eine Rolle spielen. Beispielsweise wusste man, dass bestimmte sogenannte HLA-Allele es wahrscheinlicher machen, dass die Impfung nicht funktioniert. „Diese Tatsache habe ich in meiner Arbeit auch noch einmal bestätigen können“, sagt der Forscher. „Darüber hinaus konnten wir Hinweise dafür sammeln, dass das Enzym TGM2 wichtig ist, damit das Immunsystem den Impfstoff erkennen und auf ihn reagieren kann.“ Perspektivisch ermöglicht diese Erkenntnis, dass Impfungen gegen HBV verbessert werden können.

Matthias Bruhn hätte sich weiter auf die Suche nach Gründen für das Nicht-Ansprechen auf eine HBV-Impfung gemacht. Doch aufgrund der Corona-Pandemie konnten kaum noch Probandinnen und Probanden rekrutiert werden und ihm fehlten die Proben. Um aus dieser Not eine Tugend zu machen, widmete er sich fortan SARS-CoV-2: „Wir entwickelten eine Technik, mit der wir aus Blutproben von Genesenen die sehr wenigen B-Zellen isolieren konnten, die SARS-CoV-2-neutralisierende Antikörper herstellten“, berichtete er. Mit Hilfe der Einzelzell-Sequenzierung gelang es dem Team, den genauen Bauplan dieser B-Zellen herauszufinden und die Antikörper selbst herzustellen. Die Besten von ihnen waren als Therapie- und Präventionsoption gedacht. Impfstoffe gab es zu der Zeit noch nicht.

Doch das änderte sich: Impfstoffe wurden entwickelt und es entstanden neue Coronavirus-Varianten, gegen die die hergestellten Antikörper nicht ankamen. Welche Antikörper können vor möglichst vielen Virusvarianten schützen? Dies war nun die drängende Frage. „In dem Wissen, dass B-Zellen den Antiköper-Genen monatelang Mutationen einfügen, wodurch die Antikörper reifen und immer besser funktionieren, entwickelten wir eine neue Technik, mit der wir diese reiferen Antikörper finden konnten“, berichtet Matthias Bruhn. Für Menschen, die nicht geimpft werden können, beispielsweise immunsupprimierte Patientinnen und Patienten, ist dieser Schritt zu einer neuen Therapieoption von großem Wert.

Das Foto zeigt Dr. Bruhn an seinem Labor-Arbeitsplatz.